Was Energiemanagement wirklich erfordert
Teil 3 der Serie Smart Home Energiemanagement. ← Zurück: Die Landschaft
Jenseits der Automatisierung: Echte Energieintelligenz
Im vorherigen Artikel haben wir die Smart-Home-Landschaft erkundet und eine gemeinsame Lücke identifiziert: Bestehende Plattformen behandeln Energiemanagement als Add-on, nicht als Kernfunktion. Aber was müsste ein System, das von Grund auf für Energiemanagement konzipiert wurde, eigentlich leisten?
Definieren wir die Anforderungen.
1. Prognose: Morgen schon heute kennen
Reaktive Systeme reagieren auf das, was gerade passiert. Intelligente Systeme antizipieren, was kommt.
Produktionsprognose
- Wetterintegration: Bewölkung, Temperatur, Niederschlagsvorhersagen
- Modulspezifische Modellierung: Ausrichtung, Neigung, Verschattungsmuster über Tag/Jahr
- Historische Korrelation: Lernen, wie Ihre spezifische Anlage unter verschiedenen Bedingungen performt
- Horizont: Nützliche Prognosen brauchen mindestens 24-72 Stunden Vorausschau
Verbrauchsprognose
- Mustererkennung: Wochentag vs. Wochenende, saisonale Variationen, Anwesenheitsmuster
- Event-Awareness: Geplante Lasten (EV-Laden, Warmwasserbereitung), Kalenderintegration
- Anomalieerkennung: Ungewöhnlicher Verbrauch sollte Alarme auslösen, nicht nur protokolliert werden
2. Optimierung: Die richtigen Entscheidungen treffen
Mit Prognosen in der Hand muss das System entscheiden: Was soll wann passieren?
Multi-Ziel-Optimierung
Energieentscheidungen haben selten eine einzige "beste" Antwort. Das System muss konkurrierende Ziele ausbalancieren:
| Ziel | Trade-off |
|---|---|
| Kosten minimieren | Kann Netzabhängigkeit erhöhen |
| Autarkie maximieren | Kann potenzielle Einspeiseerlöse verschwenden |
| Batterielebensdauer maximieren | Kann Kapazität ungenutzt lassen |
| Netzbelastung minimieren | Optimiert möglicherweise nicht für Haushaltsökonomie |
Nutzer sollten Prioritäten setzen können, und das System sollte entsprechend optimieren – nicht nur statische Regeln befolgen.
Constraint-Handling
- Batterielimits: SoC-Grenzen, Lade-/Entladeleistungsgrenzen, Temperaturbeschränkungen
- Netzlimits: Einspeisebegrenzungen, Spitzenlastgebühren, Zeitabhängige Beschränkungen
- Gerätebeschränkungen: Mindestlaufzeiten, Anlaufverzögerungen, Leistungsbereiche
3. Steuerung: Den Plan ausführen
Optimierung bedeutet nichts ohne die Fähigkeit zu handeln.
Geräteintegration
- Wechselrichtersteuerung: Lade-/Entladebefehle, Einspeisebegrenzung, Moduswechsel
- Lastmanagement: Verschiebbare Lasten (Geschirrspüler, Waschmaschine, Poolpumpe)
- EV-Laden: Dynamische Leistungsanpassung basierend auf Solarverfügbarkeit
- Thermische Lasten: Wärmepumpen, Warmwasserbereiter, Klimaanlage – oft die größten flexiblen Lasten
Protokollunterstützung
Reale Installationen nutzen einen Zoo von Protokollen:
- Modbus TCP/RTU
- CAN-Bus (für Batterie-BMS)
- SunSpec
- Hersteller-APIs (VRM, Fronius Solar API, etc.)
- Smart-Home-Protokolle (MQTT, Zigbee, Z-Wave)
4. Resilienz: Wenn etwas schiefgeht
Energiesysteme müssen weiterlaufen, wenn die Kommunikation ausfällt.
Graceful Degradation
- Lokale Autonomie: Kernfunktionen müssen ohne Cloud-Konnektivität funktionieren
- Fallback-Strategien: Sichere Standardwerte wenn Prognosen nicht verfügbar
- Watchdog-Funktionen: Komponentenausfälle erkennen und beheben
Randfälle
- Netzausfall-Handling (Inselbetrieb-Koordination)
- Generator-Integration und automatischer Start
- Batterieschutz unter extremen Bedingungen
5. Beobachtbarkeit: Verstehen, was passiert ist
Man kann nicht verbessern, was man nicht messen kann.
Datenanforderungen
- Hohe Auflösung: 1-Sekunden-Daten für Leistungsflüsse, Minutenebene für Analysen
- Lange Speicherung: Jahre von Historie für Trendanalysen und Systemdimensionierungsentscheidungen
- Abgeleitete Metriken: Eigenverbrauchsquote, Autarkiegrad, Effizienzberechnungen
Visualisierung
- Echtzeit-Dashboard mit Energieflüssen
- Historische Analysewerkzeuge
- Tracking der Prognosegenauigkeit
- Kosten-/Ersparnis-Reporting
6. Multi-Standort-Fähigkeit
Viele Energiesystembesitzer haben mehrere Installationen:
- Zuhause + Ferienhaus
- Wohn- + Gewerbeobjekt
- Flottenmanagement für Installateure
Ein ordentliches Energiemanagementsystem sollte das nativ handhaben, nicht als Nachgedanken.
Die Lücke
Vergleichen Sie diese Anforderungen mit dem, was aktuelle Smart-Home-Plattformen von Haus aus bieten. Die Lücke ist erheblich. Home Assistant kann viele dieser Dinge – mit genug Eigenentwicklung. Aber das ist der Punkt: Energiemanagement sollte nicht erfordern, dass Sie Softwareentwickler werden.
Deshalb haben wir WHIP gebaut.
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In Teil 4 stellen wir WHIP vor – unseren Ansatz für Energiemanagement, der diese Anforderungen von Grund auf adressiert. → WHIP: Energiemanagement richtig gemacht