Smart Home Energiemanagement: Die Landschaft
Teil 2 der Serie Smart Home Energiemanagement. ← Zurück: Vom Kraftwerk zum Smart Home
Die Kandidaten
Der Smart-Home-Markt ist überfüllt. Aber wenn wir nach Plattformen filtern, die ernsthaftes Energiemanagement beherrschen – nicht nur Lichter ein- und ausschalten – wird das Feld erheblich kleiner. Schauen wir uns die wichtigsten Spieler an.
Home Assistant
Das Open-Source-Kraftpaket.
Home Assistant hat sich zum De-facto-Standard für DIY-Smart-Home-Enthusiasten entwickelt. Seine Stärken im Energiemanagement:
- Energy Dashboard: Eingebaute Visualisierung von Erzeugung, Verbrauch und Netzinteraktion
- Integrationen: Unterstützt praktisch jeden Wechselrichter, jedes Batteriesystem und jeden Smart Meter auf dem Markt
- Automation: Leistungsstarker YAML-basierter oder visueller Automation-Builder
- Community: Riesiges Ökosystem aus Add-ons und Custom Components
Einschränkungen:
- Steile Lernkurve für fortgeschrittene Konfigurationen
- Energiemanagement ist ein nachträglicher Einfall, kein Kerndesign-Prinzip
- Keine eingebauten Prognose- oder Vorhersagefähigkeiten
- Automatisierungen können bei komplexer Energielogik unhandlich werden
OpenHAB
Die Enterprise-Alternative.
OpenHAB richtet sich an Nutzer, die Struktur und Stabilität über Bleeding-Edge-Features stellen.
- Rule Engine: Leistungsstark, erfordert aber Java/JavaScript-Kenntnisse für komplexe Szenarien
- Bindings: Gute Abdeckung von Energiehardware
- Persistence: Solide Datenspeicherung und historische Analyse
Einschränkungen:
- Benutzeroberfläche wirkt veraltet
- Kleinere Community als Home Assistant
- Energiemanagement erfordert erhebliche Eigenentwicklung
ioBroker
Der deutsche Ingenieursansatz.
Im deutschsprachigen Raum beliebt, bietet ioBroker eine modulare Adapter-basierte Architektur.
- Adapter: Umfangreiche Unterstützung für den deutschen Energiemarkt (Tibber, aWATTar, etc.)
- Visualisierung: Flexible Dashboard-Erstellung
- Scripting: JavaScript-basierte Automatisierung
Einschränkungen:
- Dokumentation oft nur auf Deutsch
- Weniger ausgefeilte Benutzererfahrung
- Energiemanagement erfordert immer noch Custom-Scripting
Proprietäre Lösungen
Vendor Lock-in mit Politur.
Wechselrichterhersteller (Fronius, SMA, Huawei, etc.) und Batterieanbieter (Tesla, BYD, Sonnen) bieten ihre eigenen Energiemanagement-Plattformen an.
- Vorteile: Enge Integration mit ihrer Hardware, professioneller Support, oft "funktioniert einfach"
- Nachteile: Obwohl sie gut mit ihrer eigenen Hardware funktionieren, ist die Funktionalität darüber hinaus stark eingeschränkt. Warum sollte Huawei sich für Ihre Jalousien interessieren? Oder Ihre Nicht-Huawei-Wärmepumpe? Diese Plattformen optimieren für ihr Ökosystem, nicht für Ihr Zuhause.
Das gemeinsame Problem
All diese Plattformen teilen eine fundamentale Einschränkung: Energiemanagement ist angeschraubt, nicht eingebaut.
Sie wurden für allgemeine Hausautomation konzipiert – Lichter, Thermostate, Türschlösser – und Energiefunktionen wurden später hinzugefügt. Das zeigt sich auf mehrere Arten:
- Reaktiv statt prädiktiv: Viele reagieren nur auf aktuelle Zustände, nicht auf vorhergesagte. Und noch weniger bieten einen strategischen Betriebsmodus.
- Gerätezentriert statt energiezentriert: Sie steuern Geräte, nicht Energieflüsse
- Keine Optimierung: Sie führen Regeln aus, sie optimieren keine Ergebnisse
- Kein ganzheitlicher Ansatz: Was hat Energiemanagement mit Jalousien zu tun? Eine Menge: Richtiges Jalousiemanagement bedeutet weniger Wärmeeintrag, was weniger Klimatisierung bedeutet. Und was ist mit einem AS3935? Sie werden sehen.
Was fehlt?
Für ernsthaftes Energiemanagement brauchen wir Fähigkeiten, die über das hinausgehen, was diese Plattformen von Haus aus bieten:
- Wetterbasierte Produktionsprognosen
- Erlernen von Verbrauchsmustern
- Multi-Ziel-Optimierung (Kosten vs. Autarkie vs. Batteriegesundheit)
- Netztarif-Awareness (dynamische Preise, Hoch-/Niedrigtarif)
- Standortübergreifende Koordination
- Graceful Degradation bei Kommunikationsausfällen
Diese Anforderungen bilden die Grundlage für das Verständnis dessen, was echtes Energiemanagement verlangt – das Thema unseres nächsten Artikels.
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In Teil 3 tauchen wir tief in die technischen Anforderungen für ordentliches Energiemanagement ein. Was muss ein System können, um Ihr privates Kraftwerk wirklich zu optimieren? → Was Energiemanagement wirklich erfordert